Es hat lange gedauert, bis Touristen aus dem Ausland auch den Mittelwesten Brasiliens etwas zögernd betreten haben.
Das Pantanal mit seinen registrierten 690 Vogelarten, 90 Säugetierarten, 110 Reptilienarten und 260 Fischarten, hat diesen Durchbruch nach Jahren der Bewerbung endlich geschafft. Inzwischen sind unter den Besuchern des Gebiets mehr Ausländer als Einheimische, welche die rustikalen Unterkünfte spezialisierter Lodges nutzen, um mit versierten Führern auf Beobachtungs-Touren die artenreiche Fauna kennen zu lernen.
Das Überschwemmungsgebiet Pantanal erstreckt sich über zwei brasilianische Bundesstaaten: Mato Grosso und Mato Grosso do Sul – letzterer wurde im Jahr 1977 vom Riesen Mato Grosso abgetrennt und dieser Schnitt läuft, von West nach Ost, quer durch das Pantanal. Das Pantanal hat sich also als touristisches Fernziel endlich durchgesetzt – aber auch als einziges im Mittelwesten. Brasília kann man da eher als Durchgangsziel bezeichnen: man fliegt morgens rein und, nach einer Stadtbesichtigung, abends wieder raus. Die Seele verlangt nach Natur – das Pantanal bringt’s.
Aber eben nicht nur das Pantanal. Der Mittelwesten, mit einer Gesamtfläche von 1.606.445,5 km², hält so unglaublich viel mehr an Begegnungen mit Menschen, Tieren, einer üppigen Flora und vor allem, dem Abenteuer, bereit, dass es schade wäre, wenn man mit dem Pantanal nicht wenigstens ein paar dieser ebenbürtigen Sehenswürdigkeiten verbinden könnte. Schuld an dem Dilemma sind wahrscheinlich in erster Linie die fehlenden Informationen.
Zum Mittelwesten gehören der Regierungsdistrikt, und 3 weitere Bundesstaaten:
DISTRITO FEDERAL
(Hauptstadt Brasilia)
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Der Regierungsdistrikt stellt eine atypische Einheit innerhalb der Staatengemeinschaft dar. Er ist kein Bundesstaat und besitzt keine Distrikte (Municípios), sondern besteht aus einem autonomen Territorium, welches in administrative Regionen unterteilt ist. Mit Ausnahme von Brasília, der Hauptstadt der Union und Sitz der föderativen Regierung, nennt man die anderen administrativen Regionen „Satelliten-Städte“ – es sind insgesamt achtzehn. Diese besitzen eine gewisse administrative Autonomie, aber ihre wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten werden von Brasília aus gesteuert. Zentrum der Macht und der Bürokratie, empfängt die Stadt einen kontinuierlichen Fluss von Personen aus allen Teilen des Landes und aus anderen Nationen. Sie hat durch ihre geografische Lage sogar Mystiker aus aller Welt angelockt, die in ihrem Umkreis Tempel und Kultstätten diverser Religionen und Sekten konstruiert haben, „in Erwartung einer neuen Zivilisation, die an dieser Stelle entstehen soll“. Diese kulturelle Vielfalt hat zur Folge, dass man in Brasília die unterschiedlichsten Sprachen, Sitten und Gebräuche, kulturellen Manifeste und folkloristischen Präsentationen antrifft – und das äussert sich auch in einer interessanten Gastronomie.
Ein sanfter, steter Wind dreht kleine rote Staubspiralen in der gesündesten Luft Brasiliens – klar, kühl und in der einen Jahreshälfte so trocken wie in der Sahara. In der Regenzeit warm aber nie klebrig oder unangenehm. Eine herbe, stolze Landschaft, in der man den Blick bis zum dunstigen Übergang zwischen Himmel und Erde schweifen lassen kann. Das Meer liegt 1.200 km weit im Osten – hier in Brasília befindet sich der Mittelpunkt einer imaginären Linie die Belém, im Norden, mit Porto Alegre, im Süden, verbindet. Und hier liegt auch die Wasserscheide zwischen den drei gewaltigsten hydrografischen Becken Südamerikas. „Águas Emendadas“ heisst der naturgeschützte Ort, an dem drei Bächlein aus derselben Quelle entspringen und, bedingt durch die Bodenformation, in drei völlig verschiedene Richtungen abfliessen: Zum „Amazonas“, zum „La Plata“ und zum „São Francisco“.
Überhaupt: sicher haben Sie nicht gewusst, das es innerhalb des Regierungsdistrikts 35 verschiedene Parks und Naturreservate gibt?
» Reiseziele im Distrito Federal
GOIAS
(Hauptstadt Goiânia)
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Der Bundesstaat Goiás besteht in seinem Relief aus ausgedehnten Hochebenen und Tafelgebirgen. Die vorherrschende Vegetation ist der „Cerrado“, unterbrochen von Grassavannen und Wäldern in den feuchteren Talgebieten. Wie im gesamten Mittelwesten, präsentiert die Region eine deutliche Trennung zwischen Trocken- und Regenperiode. In den trockensten Monaten, zwischen Juni und September, sind die 2.000 km weissen, feinsandigen Flussstrände des Rio Araguaia eine ganz besondere touristische Attraktion. Die historischen Städtchen aus der Zeit der Goldsucher – „Goiás Velho, Pilar de Goiás, Corumbá de Goiás, Pirenópolis“ und andere – sind mit ihrer kolonialen Architektur und ihrer Folklore jede Anreise wert.
Im schönen „Caldas Novas“ mit seinen heissen Quellen lässt sich’s herrlich entspannen. Spannend wird’s im „Parque Nacional das Emas“, im Südosten auf 840 Metern Höhe, in dem man die typische Tierwelt des Cerrado beobachten kann.
Und ein ganz besonderes Terrain für Höhlen-Fans tut sich im extremen Nordosten des Bundesstaates auf, wo man bei „São Domingos“ den grössten Höhlenkomplex Südamerikas erleben kann – Höhlen und Grotten zwischen 8 km und 20 km Ausdehnung gibt es hier zuhauf! Und vergessen wir nicht den reizvollen Nationalpark „Chapada dos Veadeiros“ und dem netten Ort mit Namen „Alto do Paraiso“ – die unzähligen Wasserfälle, Canyons, Höhlen, Flüsse und Natur-Pools zum Baden sind ein paradiesisches Gebiet zum Wandern.
MATO GROSSO
(Hauptstadt Cuiabá)
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Wir sagten es bereits in der Einleitung: es hat lange gedauert, bis man auch das internationale touristische Interesse für dieses Tierparadies wecken konnte, das sich heute als eines der interessantesten Reiseziele in Brasilien durchgesetzt hat – denn, wer die Beobachtung von Tieren zur Lieblingsbeschäftigung während seiner Ferien erkoren hat, der findet wohl auf der ganzen Welt kein Gebiet mehr wie dieses! In unseren Aufzeichnungen im BrasilienPortal und im PantanalPortal erfahren Sie alles über das Pantanal, seine Menschen, seine Tiere, seine Natur.
Der „Parque Nacional da Chapada dos Guimarães“ hat einen langen Namen und noch viel mehr Sehenswürdigkeiten. Auf 33.000 Hektar findet man eine wundervolle Cerrado-Landschaft mit Tafelbergen, unzähligen Wasserfällen, Höhlen, archäologischen Fundstätten und einer typischen Cerrado-Flora und Fauna, die sich wunderbar mit einem Besuch im Pantanal verbinden lässt, denn sie beginnt nur 60 km von der Hauptstadt Cuiabá, als ein Teilstück der gebirgigen Pantanal-Einfassung.
Mato Grosso liegt, durch seine immense Grösse, im Bereich von drei unterschiedlichen Ökosystemen – und zwar, von Süd nach Nord: das Pantanal (10%), der Cerrado (40%) und der Amazonas-Regenwald (50%). Sein Relief präsentiert im mittleren Teil, dem so genannten „Planalto de Mato Grosso“ eine durch Tafelgebirge besetzte Hochebene (400 – 800 m), die im Süden von der Pantanal-Tiefebene umgeben und im Norden in das Amazonas-Becken übergeht. Im Norden, schon im Übergangsgebiet zwischen Cerrado und Regenwald, befindet sich der „Parque Indigena do Xingú“, ein Nationalpark, der in diesem Fall den Ureinwohnern gewidmet ist. Hier leben innerhalb eines Gebiets von 30.000 km² 17 verschiedene Indianerstämme Brasiliens, unterschiedlich in Sprache und Kultur, in friedlicher Eintracht zusammen. Dieser ungestörte Lebensraum von beachtlichen Dimensionen erlaubt den Indianern ihr Leben nach traditioneller Art und Weise zu gestalten, während die Regierung in Brasília, vertreten durch ihre Indianerbehörde FUNAI, regelmässige Gesundheitskontrollen durchführt und darüber wacht, dass die Grenzen des Indianer-Territoriums respektiert werden. Inzwischen sind aus den Reihen der Indianer selbst junge Leute hervorgegangen, welche die Interessen ihrer Stammesgenossen innerhalb der Ministerien als Abgeordnete vertreten oder in der Selbstverwaltung des Indianer-Parks tätig sind.
(Lesen Sie dazu unseren ausführlichen Bericht über die Indianer Brasiliens im BrasilienPortal)
» Reiseziele im Bundesstaat Mato Grosso
» Weitere Informationen finden Sie im PantanalPortal
MATO GROSSO DO SUL
(Campo Grande)
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Mato Grosso do Sul liegt in seinem extremen Süden auf dem Wendekreis des Steinbocks. Seine Nähe zu Bolivien und Paraguay erklärt die Beliebtheit einiger Menus dieser Länder. Aus der täglichen Küche kommt sowohl Fisch aus den zahlreichen Flüssen, als auch Fleisch von den grossen Rinderherden, auf den Tisch. Im Westen des Bundesstaates liegen zwei Drittel des schon erwähnten Pantanal, und hier befinden sich auch die komfortabelsten Lodges für die Tierbeobachtung – allerdings auch die teuersten Etablissements der Kategorie. Ansonsten finden sich im Süden die gleichen Tierarten wie im Norden. Es gibt allerdings Stimmen, die sagen, dass sich im Nordteil, als dem weniger touristisch frequentierten, mehr Tiere aufhalten, wir gehören auch zu diesen.
Ein Erlebnis der besonderen Art ist die „Serra da Bodoquena“, deren touristisches Potential man erst vor wenigen Jahren entdeckt hat – touristisches Auffanglager ist die kleine Stadt „Bonito“, am Fuss des Gebirges mit dem „Parque Nacional da Bodoquena“. In dem kleinen Städtchen haben sich inzwischen viele kleine Pousadas, Mittelklassehotels und sogar ein Fünf-Sterner etabliert, denn neben dem Pantanal gehören die Attraktionen rund um „Bonito“ zum Besten, was der Mittelwesten für den Naturliebhaber zu bieten hat: eine wunderschöne Cerrado-Landschaft mit prähistorischen Höhlen und archäologischen Fundstätten, kristallklare Flüsse mit unzähligen Wasserfällen, Natur-Pools, in denen man, umgeben von einem grünen Paradies, die schnöde Welt vergessen kann.