Als Besucher hat man im brasilianischen Südosten zweifellos die reichste Auswahl an Dienstleistungen für kreative Reiseerlebnisse: ein dichtes Netz von Spitzen-Gastronomie und -Hotellerie, Führungen in allen Sprachen und beste Transportmöglichkeiten. Kulturell braucht man hier keine Vergleiche mit der Weltklasse zu scheuen, und für Sportbegeisterte gibt es fast alles, was deren Herz begehren sollte – oder aushält. Die einzigartige Mischung von typisch brasilianischen Kontrasten kommt in dieser Region am deutlichsten zur Geltung. Fast alles, was es in Brasilien gibt, findet man auch hier im Südosten, mitgebracht von den Zugewanderten: ihre Kultur, ihre Kunst, ihre Folklore, ihre Musik und ihre Küche – oder als Geschenk der Natur: Sonne, Strände, Berge, Atlantischer Regenwald, Wasserfälle und Höhlen. Und, nicht zu vergessen, die Kontraste, die von der Geschichte dazu beigesteuert werden: die kolonialen Städtchen mit ihren barocken Kunstschätzen und den Remineszensen grosser brasilianischer Künstler.
Zum Südosten gehören 4 Bundesstaaten:
ESPIRITO SANTO
(Hauptstadt Vitória)
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Espirito Santo hat touristische Tradition mit seinen Stränden, unter denen sich der von Guarapari abhebt, ein im ganzen Land bekanntes Resort mit seinem dunklen, mineralhaltigen Sand (Monazith-Sand) – dann die Strände von Iriri, Piúma, Marataízes – der Nudistenstrand von Barra Seca, in Linhares und die Dünen von Itaúnas im Ort Conceição da Barra, wo die antike Siedlung am Meeresufer vom Sand verschüttet worden ist.
Espirito Santo möchte den Ökotourismus ankurbeln: Die verschiedenen Nachfahren europäischer Einwanderer und ihre Einflüsse in der Kultur, die Restbestände Atlantischen Regenwaldes, Wasserfälle und gemässigtes Klima sind Bestandteile für eine mögliche Entwicklung in dieser Richtung. Die bergigen Distrikte Afonso Cláudio, Castelo, Conceição do Castelo, Domingos Martins, Marechal Floriano, Santa Leopoldina, Santa Maria do Jetibá, Santa Teresa, Vargem Alta, Venda Nova do Imigrante und Viana unterhalten bereits eine touristische Infrastruktur. Andere, wie Alfredo Chaves und Alegre investieren in diese Richtung.
MINAS GERAIS
(Hauptstadt Belo Horizonte)
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Minas Gerais hat zwar keine Strände, aber besonders viel zu bieten für kultur-historisch interessierte Besucher und Naturliebhaber. So viel, dass es damit die fehlenden Strände glatt wettmacht! Wer an der Geschichte Brasiliens interessiert ist, den werden solche koloniale Kleinode wie Ouro Preto, Sabará, Tiradentes, Mariana, São João del Rei oder Diamantina bestimmt in ihren Bann ziehen. Wer den Schönheiten der Natur den Vorzug gibt, der wird in zahlreichen Nationalparks, wie Serra da Canastra, Serra do Cipó, Cavernas de Pereaçu und anderen, überraschende Eindrücke sammeln können. Und wer sagt denn, dass man nicht beide Interessen verbinden kann? Übrigens kann man in den berühmten Thermalbädern des Bundesstaates ein paar phantastische Tage der Erholung von den Abenteuern einlegen – Poços de Caldas, Caxambu, São Lourenço und andere, sind heilend, entstressend und in einer sehr reizvollen Umgebung gelegen!
Den „schönen Horizont“, nachdem die Hauptstadt Belo Horizonte benannt ist, gibt es wirklich – umgeben von blauen Bergen. Die Stadt ist die drittgrösste Brasiliens, liegt auf 858 m über dem Meer. Das Klima ist hier besonders angenehm und gesund – zwischen 16º und 30º C. Die Stadt besitzt, pro Bürger, das Doppelte an von der WHO empfohlenen Grünflächen, die grösste Anzahl an Bars pro Einwohner und das zweitgrösste Fussballstadion Brasiliens.
Hier beginnt, in der Regel, ein Besuch der märchenhaften Barockstädte dieses Bundesstaates. Von Rio de Janeiro oder São Paulo ist Belo Horizonte nur eine Bus-Tagesreise oder eine Flugstunde entfernt. Auf den 444 Kilometern von Rio de Janeiro aus, lernt man die reizvolle Landschaft am besten kennen.
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RIO DE JANEIRO
(Hauptstadt Rio de Janeiro)
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Der Bundesstaat lädt zum Besuch der am intensivsten erschlossenen Strände und naturgeschützten Abschnitte des Atlantischen Bergurwaldes ein – die Stadt lockt mit Genüssen für Romantiker, Bohemiens, Gourmets und Abenteurer. Im Gegensatz zu den arbeitswütigen Bürgern von São Paulo, findet der Bürger von Rio, der Carioca immer einen Grund zum Feiern – wenn Sie also sowieso nichts zu tun haben, ausser Ferien zu machen – hier sind Sie genau richtig und unter vielen Gleichgesinnten!
Nicht allzu weit von der Küste und ihren schönen Stränden liegen die Fazendas, Pousadas und Chalets auf den Höhen der Serra do Mar, und die Bergstädtchen Petrópolis, Teresópolis und Nova Friburgo stehen den Strandresorts in punkto Komfort und Gastronomie um nichts nach. Im Gegenteil: ihre Gründungen durch deutsche und schweizerische Emigranten geben ihnen nicht nur einen interessanten Touch in punkto Architektur – man spürt ihren Einfluss auch in der Gastronomie! An anderer Stelle, in Penedo, in der Serra de Itatiáia, dem ersten Nationalpark Brasiliens, zeigen die Nachfahren finnischer Emigranten mit ihren Chalets ein bisschen von ihrer skandinavischen Kultur und Gastronomie – und viele andere europäische Einwanderer haben sich in Rio de Janeiros Bergregion, mit dem gemässigten Klima, niedergelassen – einige von ihnen bieten romantische Unterkünfte für Freunde des Ökotourismus.
Die Hauptstadt Rio de Janeiro protzt mit ihren beiden Postkartenmotiven „Zuckerhut“ und „Corcovado“ – aber wenn man sich die Zeit nimmt, sie ein bisschen näher kennen zu lernen, das heisst, tiefer einzutauchen in ihre historischen und architektonischen, kulturellen und folkloristischen Sehenswürdigkeiten – irgendwo ein Strassenfest miterlebt oder einen der vielen offenen Märkte – vielleicht sogar unseren Karneval – dann versteht man, warum Rio de Janeiro das brasilianische Zentrum, auch des internationalen Tourismus, ist und wahrscheinlich immer bleiben wird.
Fast alle touristischen Attraktionen finden sich in der Südzone der Hauptstadt. Grösstes Symbol dieser Region: die Copacabana. Wandert man bis ans Ende des Trottoirs, erreicht man den Strand von Arpoador – hier wurde der brasilianische Surf aus der Taufe gehoben. Weiter nach Süden der Strand von Ipanema, unsterblich gemacht durch die Musik von Tom Jobim und Vinicius de Morais (Garota d’Ipanema).
Aber Rio de Janeiro erschöpft sich nicht in seiner Südzone. Besonders im Zentrum bereichern historische Gebäude und interessante Museen das kulturelle Antlitz dieser Stadt. Der historische Stadtteil Lapa, zum Beispiel, ist die Wiege der Bohemie, des Samba und des Chorinho Carioca (romantische Musikdarbietung). Unter den Bögen des Aquadukts, das Wahrzeichen dieses Stadtteils, treffen sich noch immer die Musiker zu einem Ständchen in den kleinen Bars. Ein anderer alternativer Stadtteil ist Santa Teresa, bewohnt von Künstlern und Intellektuellen. Er liegt auf der Höhe eines Hügels, und man erreicht ihn mittels einer uralten Strassenbahn von 1877.
Im Herzen der Stadt, an der Rodrigo de Freitas Lagune, befindet sich das bevorzugte Ambiente für Sport und Freizeit der Cariocas. Diese Lagune verbindet die Südzone mit anderen Stadtteilen, wie den Jardim Botânico, die Gávea (mit regem Nachtleben im sogenannten „Baixo“) und Cosme Velho, von wo aus man zum grössten Stadt-Urwald der Welt gelangt – dem Floresta da Tijuca.
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SÃO PAULO
(Hauptstadt São Paulo)
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Trotz viel Industrie und Technik hält der Bundesstaat São Paulo aber auch viele interessante Regionen für den Tourismus bereit: an seiner 622 km langen Küste finden sich Strände für jeden Geschmack und Unterkünfte für jeden Geldbeutel – von 5-Sterne-Palästen bis zu den einfachsten Pousadas. Die Naturliebhaber können durch Naturschutzgebiete wandern oder über einsame Inseln, wie zum Beispiel die Ilha Bela, bei São Sebastião oder die Ilha do Cardoso, beim Ort Cananeia. Die Höhlen in der Gegend von Ribeira, im Süden des Bundesstaates, sind ein besonderer Tipp für Fans dieser Art der aktiven Feriengestaltung.
Die Hauptstadt São Paulo ist eine kosmopolitische Stadt, voller ethnischer Gegensätze und die am schnellsten wachsende Metropole der Welt und grösste Stadt. Die Infrastruktur von Restaurants, Hotels, Shopping-Zentren, Kultur und Unterhaltung – mit der grössten Konzentration an Kinos und Theatern – kompensiert das Fehlen von Natur-Attraktionen im Stadtgebiet. Business ist der grosse Trumpf dieser Stadt – gegenwärtig finden in São Paulo 76% aller in Brasilien abgehaltenen Messen und Kongresse statt!
Der Geschäftsmann ist hier auch Tourist. Und deshalb ist das Angebot in São Paulo mit vielen neuen internationalen Hotelketten inzwischen auf 45.000 Betten gestiegen! Vergleichbar mit den grossen gastronomischen Einzugsgebieten Europas und Nordamerikas, kann São Paulo heute eine internationale Küche aus mehr als 30 verschiedenen Ländern bieten!
Das Stadt-Zentrum setzt sich aus den ältesten Teilen der Stadt zusammen – wie Luz, Sé, Vila Buarque – obwohl ziemlich dekadent, sind diese Stadtteile ein lebendiges Erbe aus der Geschichte. Dort stehen die antiken Gebäude, die Museen, die alten Kirchen – das Pátio do Colégio, wo einst die Stadt ihren Anfang nahm – die Catedral da Sé, die Basilica de São Bento und das Teatro Municipal.
Die Jardins (Gärten), wie man die Stadtteile rund um das Zentrum nennt – die Jardins Paulista, Paulistano, Europa und America – bringen das kosmopolitische Gesicht der Metropole mit der internationalen Mode ihrer Boutiquen in Einklang, und die Qualität ihrer Gourmet-Restaurants verhält sich hier proportional zu ihren Preisen. Das Postkartenmotiv der Stadt in diesem Bereich ist die Avenida Paulista, das Finanzzentrum der Grossstadt.
Vila Madalena hat den Ruf, der Stadtteil der Künstler und Bohemiens zu sein. Während des Tages gibt es hier viel kulturelle Agitation mit verschiedenen Zentren, nachts sorgen viele unterschiedlich gestaltete Nachtclubs und Showbühnen für den Ruf des Stadtteils als Amüsierviertel. Vila Olímpia und Itaim Bibi sind aber die beiden Lokomotiven des paulistaner Nachtlebens. In diesen beiden Stadtteilen gibt es die besten Bars und Tanzlokale, die von der gehobeneren Gesellschaft frequentiert werden.
São Paulo dürfte einer der wenigen Bundesstaaten in der Brasilianischen Union sein, in dem der internationale Tourismus keine sichtbare Bewegung hinterlässt und auch keinen spürbaren Wirtschaftsfaktor darstellt. Die Stadt selbst wird von Ausländern „höchstens mal auf einer Geschäftsreise“ besucht – während einer Messe oder zur Eröffnung eines internationalen Tochter-Unternehmens. Dabei hat São Paulo durchaus einiges zu bieten.